05.09.2019 | Unsere Geduld hat ein Ende. Wir lassen uns in der Angleichung der Arbeitszeit Ost nicht länger hinhalten. Seit Unterzeichnung des Eckpunktepapiers mit dem Berlin-Brandenburger Arbeitgeberverband VME im vergangenen Jahr haben die Arbeitgeber eine Lösung in dieser Frage verzögert und blockiert.
Wir haben mit ihnen das gesamte erste Halbjahr 2019 über eine Lösung für alle ostdeutschen Tarifbezirke verhandelt. Aber nach sechs Gesprächsrunden – die letzte war Ende Juni 2019 – ist klar: Ihre Demontage des Flächentarifvertrags ist mit uns nicht zu machen.
Die Arbeitgeber wollen die dauerhafte Einführung einer komplett neuen Systematik der wöchentlichen Arbeitszeit. Statt Tarifvertrag und Tarifvertragsparteien sollen künftig die Betriebsparteien über die wöchentliche Arbeitszeit entscheiden. Damit würde der Schutz durch den Tarifvertrag wegfallen.
Das würde bedeuten: Ein von den Betriebsparteien festzulegender Arbeitszeitkorridor von 30 bis 40 Stunden pro Woche verschafft den Arbeitgebern größtmögliche Flexibilität bei der Arbeitszeit. Ein Vorschlag zu Lasten der Kolleginnen und Kollegen, der mit der IG Metall nicht zu machen ist!
Für uns steht fest: Wenn mit den Arbeitgebern bis Ende September keine Flächenlösung gefunden wird, rufen wir dieses Thema Betrieb für Betrieb auf.
In der kommenden Tarifkommissionssitzung Ende September legen wir gemeinsam mit dem Vorstand der IG Metall unsere weiteren Schritte fest. Klar ist: Wir haben die Solidarität nicht nur aus der gesamten IG Metall. Die Angleichung der Arbeitsbedingungen im Osten steht auf der Agenda im ganzen Land.
Jetzt gilt es Kraft zu sammeln, damit wir Betrieb für Betrieb gemeinsam erkämpfen, was 30 Jahre nach Mauerfall längst überfällig ist.
Kommentar Olivier Höbel, IG Metall-Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen:
"Nach der Hartleibigkeit der Arbeitgeber müssen wir uns darauf einstellen, dass wir keine flächentarifliche Lösung hinbekommen. Jetzt stellen wir uns auf harte Auseinandersetzungen ein. Wir werden das Thema 35-Stunden-Woche Betrieb für Betrieb angehen. In einem intensiven Diskussions- und Vorbereitungsprozess werden wir gemeinsam abstimmen, welche Betriebe vorangehen – und wie wir dann weitere Betriebe einbeziehen.
Die verständnisvollen Beteuerungen vieler Geschäftsführungen, sie seien ja zu einer Regelung bereit, erweisen sich als reines Wortgeklingel. Die Verhandlungsführung der Arbeitgeber unter dem Diktat von Gesamtmetall war nichts anderes als eine knallharte Verweigerungsstrategie.
Mit Blick auf die Ergebnisse der aktuellen Landtagswahlen können wir nur feststellen, dass die Arbeitgeber die von uns geforderte gesellschaftspolitische Verantwortung abgelehnt haben und mit ihrer Verweigerungshaltung zur Spaltung unseres Landes beitragen.
Bis zur Tarifkommissionssitzung Ende September verbleibt nur ein minimales Zeitfenster, in dem wir noch für Gespräche zur Verfügung stehen. Unbeeindruckt davon werden wir jetzt mit der Planung unserer Betriebsoffensive beginnen."
Hier geht es zum Tarif-Schnellinfo für die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Berlin, Brandenburg und Sachsen.
Tarif-Schnellinfo für die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Berlin, Brandenburg und Sachsen