Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie

Entschlossen für 8 Prozent! Die Warnstreikwelle rollt durch Ludwigsfelde

16.11.2022 | 550 Beschäftigte von Mercedes, MTU und Gestamp in Ludwigsfelde haben am 16. November für jede Menge Stillstand gesorgt. In ihren Werken legten die Kolleginnen und Kollegen zum Ende der Frühschicht ihre Arbeit für zwei Stunden nieder, um im laufenden Tarifkonflikt in der Metall- und Elektroindustrie den Druck auf die Arbeitgeberseite noch einmal empfindlich zu erhöhen. Ihre Botschaft: „Es ist höchste Zeit für ein verhandlungsfähiges Angebot!“

Warnstreik in Ludwigsfelde: 550 Beschäftigte von Mercedes, MTU und Gestamp machten Druck für ihre Forderung: 8 Prozent mehr Geld! Fotos: IG Metall

Sternförmig zogen die Kolleginnen und Kollegen der Frühschicht von Mercedes, MTU und Gestamp aus ihren Werken zur gemeinsamen Kundgebung im Industriepark. Dort sorgten sie mit ihren roten IG Metall-Fahnen und -Schals bei herbstlicher Tristesse nicht nur für jede Menge Farbe, sondern auch für Stillstand im Kreisverkehr und deutliche Worte in Richtung Arbeitgeberlager. Lautstark und auf Bannern weithin sichtbar machten sie unmissverständlich klar, was sie in dieser Tarifrunde fordern: „8 Prozent!“

„Wir brauchen eine saftige Erhöhung der monatlichen Entgelte“, sagte Tobias Kunzmann, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ludwigsfelde. „Die letzte monatliche Entgelterhöhung liegt inzwischen mehr als vier Jahre zurück. Das ist nicht länger hinnehmbar, schon gar nicht in Zeiten derartig hoher Inflation.“ Er forderte die Arbeitgeber auf, sich endlich ihrer Verantwortung gegenüber den Beschäftigten zu stellen und ein Angebot vorzulegen, das seinen Namen verdient. Eine Laufzeit von 30 Monaten, „die länger dauert, als der Beginn der Coronapandemie zurückliegt, ist nicht akzeptabel“, so Tobias Kunzmann. Sollten die Arbeitgeber ihre Hinhaltetaktik nicht aufgeben, „sind die Belegschaften bereit, die nächste Eskalationsstufe zu zünden“.

Das bestätigte auch Thomas Rackwitz, Metaller und stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Mercedes in Ludwigsfelde. Für die Mercedes-Kolleginnen und Kollegen war dieser Warnstreik bereits der dritte in der laufenden Tarifrunde. „Und wir sind bereit für mehr“, sagte Thomas Rackwitz. „Wenn es am Verhandlungstisch keine Bewegung gibt, dann sorgen wir dafür. Wir scheuen uns nicht vor ganztägigen Warnstreiks, im Gegenteil: Wir sind bestens darauf vorbereitet.“

Das gilt auch für die Belegschaft von Gestamp, wie Helge Böhm, Metaller und stellvertretender Betriebsratsvorsitzender, versicherte. „Wir lassen wir uns nicht abspeisen und fordern ein ordentliches Plus auf die Tabelle. Bei Gestamp sind wir bereit, mit aller Kraft für unsere Forderung nach 8 Prozent mehr Geld einzustehen.“

„Wer die Preise kennt, will 8 Prozent“ oder „Wir sind es wert – 8 Prozent“ war auf den Schildern zu lesen, mit denen die Beschäftigten ihre Forderungen sichtbar machten. „Daimler hat 2022 einen Nettogewinn von 5,3 Milliarden Euro bekanntgegeben“, rief Normen Stöpel, IG Metall-Vertrauensmann bei Mercedes in Ludwigsfelde, den Warnstreikenden zu. „Solche Gewinne wachsen nicht auf Bäumen, die haben wir, die Beschäftigten, erwirtschaftet. Da ist es nur fair, dass wir auch daran beteiligt werden. Wir verlangen nur das, was wir verdienen. Wertschätzung für unsere Arbeit.“

Auch die MTU vermeldete für dieses Jahr einen Rekordumsatz. Dass die Kolleginnen und Kollegen daran ihren gerechten Anteil fordern, demonstrierten sie mit großer Beteiligung an der gemeinsamen Warnstreikkundgebung.

Die Beschäftigten, das machten alle Redner und Warnstreikenden deutlich, blicken am Donnerstag, 17. November, sehr aufmerksam Richtung Baden-Württemberg. Dort haben die Arbeitgeber noch einmal die Chance, mit einem verhandlungsfähigen Angebot Bewegung in den festgefahrenen Tarifkonflikt zu bringen.  

 

Von: kk

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