IG Metall-Aktionstag in Potsdam

„Gemeinsames Umsteuern ist das Gebot der Stunde“

12.09.2020 | Weit mehr als hundert Metallerinnen und Metaller haben am Samstag, 12. September, auf dem Bassinplatz in Potsdam nicht nur Solidarität miteinander demonstriert, sondern vor allem lautstark klargemacht, dass sie nicht bereit sind, für die Corona-Krise zu zahlen. „Beschäftigungssicherung und gute Arbeitsbedingungen sind die Zauberworte für sozialen Zusammenhalt“, wie Birgit Dietze, designierte IG Metall-Bezirksleiterin Berlin-Brandenburg-Sachsen, in ihrer Rede hervorhob.

Birgit Dietze, künftige IG Metall-Bezirksleiterin Berlin-Brandenburg-Sachsen, plädiert für flankierende wirtschaftspolitische Maßnahmen für Innovation und Investition. Fotos: Volker Wartmann

Tobias Kunzmann, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ludwigsfelde, betonte die Solidaritätskultur in der IG Metall.

Auch IG Metall-Vertrauensleute von Mercedes Benz in Ludwigsfelde sind bei der Veranstaltung dabei.

Für Hans-Jürgen Urbach ist Solidarität in der Krise das oberste Gebot.

Für Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg-Potsdam (links) und die künftige IG Metall-Bezirksleiterin Berlin-Brandenburg-Sachsen ist Beschäftigungssicherung in der Krise das A und O.

Jörg Steinbach, der Brandenburger Arbeitsminister, forderte von den Arbeitgebern Bekenntnisse zu ihren Standorten.

Außer Dietze sprachen unter anderem auch Hans-Jürgen Urban vom Vorstand der IG Metall, Brandenburgs Arbeitsminister Jürgen Steinbach, die Bevollmächtigten der IG Metall-Geschäftsstellen Oranienburg-Potsdam und Ludwigsfelde sowie Gewerkschafter aus mehreren Brandenburger Betrieben zu den Kolleginnen und Kollegen.

Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg-Potsdam, begrüßte die Kolleginnen und Kollegen bei strahlendem Sonnenschein mit mahnenden Worten Richtung Arbeitgeber. „Bei Einfallslosigkeit ist Stellenabbau das gern verordnete Allheilmittel der Arbeitgeber“, sagte Jahn. „Aber nicht mit uns. Wir Beschäftigte zahlen nicht für die Krise.“

Birgit Dietze, designierte IG Metall-Bezirksleiterin Berlin-Brandenburg-Sachsen, sagte in Richtung Arbeitgeber: „Und wenn es so ist, dass gerade nicht Arbeit für alle da ist, dann redet mit uns, den Gewerkschaften. Wir haben das Instrument des Tarifvertrags und ausreichend kluge und gute Ideen, um gemeinsam ordentliche Lösungen zu entwickeln. Wir können Konflikt und Konzept“, so Dietze. „Gemeinsames Umsteuern ist das Gebot der Stunde. Beschäftigungssicherung und gute Arbeitsbedingungen sind die Zauberworte für sozialen ZusammenhaltBeschäftigungssicherung ist ein Zauberwort für sozialen Zusammenhalt", so Dietze weiter. „Dafür braucht es Unternehmen, die ihre Wertschöpfungsketten krisenfest machen, damit sie stabil bleiben. Insourcing und nicht Outsourcing ist dafür das richtige Mittel. Heute und morgen braucht es Produkte, die technologisch zukunftsfähig sind, die klimafreundlich sind und die sich wirtschaftlich rechnen.“ Dafür brauche es flankierende wirtschaftspolitische Maßnahmen für Innovation und Investition, so Dietze.

Hans-Jürgen Urban, Vorstandsmitglied der IG Metall, attackierte die Arbeitgeber scharf: „Was mich fast zur Weißglut treibt, sind die krisenpolitischen Trittbrettfahrer. Das sind diejenigen Unternehmen, die die Gunst der Stunde nutzen wollen, um seit Langem in den Schubladen ausgearbeitete Konzepte der Rationalisierung, des Personalabbaus und der Standortschließung jetzt auf den Tisch zu legen. Das sind die Betriebe, die statt Solidarität jetzt Radikalismus und Sozialabbau betreiben. Das geht gar nicht“, so Urban. „Je größer die Krise, umso mehr Sozialstaat ist notwendig.“ Die Marktradikalen, die Neoliberalen hätten nichts zu bieten, wenn es darauf ankomme, so Urban. „Wer etwas verändern will, muss Probleme solidarisch lösen und kämpft für den Sozialstaat. Gerade in der Krise brauchen wir Beschäftigungssicherung und Tarifverträge.“

Urban forderte die Arbeitgeber auch auf, ihre Blockadehaltung bei der Angleichung der Arbeitsbedingungen in Ost und West aufzugeben. „Was die ostdeutschen Arbeitgeberverbände sich hier leisten, ist eine der größten Skandalgeschichten in dieser Gesellschaft. Seit Beginn der Einheit haben sie versucht, Ostdeutschland zum Experimentierfeld für Sozialabbau und Deregulierung und Tarifdumping zu machen. Ich fordere von den Arbeitgebern: Hört auf mit dieser Blockadehaltung. Her mit der 35.“

Jörg Steinbach, der Brandenburger Arbeits- und Wirtschaftsminister, sagte: „Als Wirtschafts- und Arbeitsminister stehe ich an der Seite der Gewerkschaften. Tarifverträge, Mitbestimmung und gute Arbeit muss immer unser Leitmotiv sein, auch bei Veränderungen. Wir brauchen mehr Tarifverträge in Brandenburg.“ In Richtung Arbeitgeber sagte er: „Wenn sich heute ein Unternehmen von seinen Fachkräften trennt, ist das kurzsichtig und unsinnig. Wir brauchen Bekenntnisse der Arbeitgeber zu ihren Standorten.“

„Wir haben in unserer Gewerkschaft seit Langem eine Kultur, dass wir uns gegenseitig unterstützen. Wenn wir das tun, schaffen wir es, diese schwierige Situation zu meistern“, sagte Tobias Kunzmann, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ludwigsfelde zum Abschluss der Veranstaltung. „Wir haben solidarische Konzepte zur Beschäftigungssicherung. Aber wenn es sein muss, bringen wir notfalls auch Krawall auf die Straße.“

Zum Fernsehbericht des rbb in der Sendung Brandenburg aktuell, 12. September, 19.30 Uhr

 

Von: vw

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